Phenomenological Reviews

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193623

Mitgehen als Methode der "Go-Along" in der phänomenologischen Forschungspraxis

Margarethe Kusenbach

pp. 349-358

Abstract

Phänomenologische Untersuchungen in Nachbardisziplinen der Soziologie haben ergeben, dass unsere Erfahrung der Umwelt in grundlegender Weise auf die Koordinaten unseres Leibes (lived body) aufbaut. Dies bedeutet letztendlich, dass der Begriff des Ortes (place) dem des Raumes (space) vorausgeht. Der Philosoph (1993: 43ff) beschreibt unsere ursprüngliche Wahrnehmung der Umwelt als eine Vielfalt von Orten, die von den Bewegungen des Leibes konstituiert ist. Caseys Darstellung, die sich auf das Werk Merleau-Pontys gründet, erinnert an den Begriff des »Wahrnehmungsraumes« (perceptual space), der von Edward Relph, einem phänomenologischen Geographen, entwickelt wurde. (1976: 11) erklärt, dass der Wahrnehmungsraum »in vielerlei Orte oder Zentren von besonderer persönlicher Bedeutung ausdifferenziert ist« und nicht nur aktuelle, sondern auch vorgestellte und erinnerte Orte enthält. Als einer der Gründerväter der verstehenden Soziologie hob Alfred Schütz die Bedeutung der subjektiven Koordinaten des Leibes in seiner Beschreibung der Strukturen der Lebenswelt (Schütz & Luckmann 1989) hervor, ohne jedoch den Primat des Ortes (place) in unseren räumlichen Wahrnehmungen und Praktiken vollständig zu erkennen. Der besondere Stellenwert der Umwelt und die Bedeutung der Orte in der Alltagserfahrung sind Themen, denen sich phänomenologisch gesinnte Soziologen erst seit kurzem näher zugewandt haben (z. B. Milligan 1998). Generell sind phänomenologisch orientierte empirische Untersuchungen in der gegenwärtigen, zumindest der amerikanischen, Soziologie eher eine Seltenheit (Ostrow 1990 und Katz 1999 sind willkommene Ausnahmen).

Publication details

Published in:

Pfadenhauer Michaela, Stegmaier Peter, Dreher Jochen (2008) Phänomenologie und Soziologie: theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 349-358

DOI: 10.1007/978-3-531-91037-6_31

Full citation:

Kusenbach Margarethe (2008) Mitgehen als Methode der "Go-Along" in der phänomenologischen Forschungspraxis, In: Phänomenologie und Soziologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 349–358.