Phenomenological Reviews

Book | Chapter

223061

Marcuse, Horkheimer und der Tod oder

Ist die "Kritische Theorie" eine Weltanschauung?

Clemens Albrecht

pp. 173-190

Abstract

Am 8. Februar 1951 starb Herbert Marcuses Frau Sophie. "Das jüdische Gebet für die Toten", schrieb ihm Max Horkheimer in seinem Kondolenzbrief, "ist ein Lob des Lebens. Dabei habe ich immer zwei Gedanken. Einmal, daß wir über den Tod nichts sagen können, das andere Mal, daß die Trauer nicht bloß die Klage, sondern auch den Dank enthält, den Dank, daß der gelebt hat, den wir verloren haben, und daß wir selbst noch leben. Es tut dem Geliebten, der nicht mehr ist, ein Unrecht an, wenn etwas vom Glück, das mit seiner Existenz für uns verbunden war, sich nicht auch auf sein Bild überträgt, als Kraft gegen den Schmerz. Im positiven Gefühl unseres eigenen Lebens aber retten wir die Liebe des Geliebten zu uns selbst, wie zum Leben überhaupt, in unser eigenes Dasein hinüber. Sie folgen dem Willen Sophies, wenn Sie bei ihrer Vorstellung auch dankbar und froh sind. Sie helfen Sophie, wenn Sie allem reinen Leben helfen, das ihr gleicht, auch in sich selbst."1

Publication details

Published in:

Klingemann Carsten, Neumann Michael, Srubar Ilja, Rehberg Karl-Siegbert (1999) Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1995. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 173-190

DOI: 10.1007/978-3-322-99766-1_11

Full citation:

Albrecht Clemens (1999) „Marcuse, Horkheimer und der Tod oder: Ist die "Kritische Theorie" eine Weltanschauung?“, In: C. Klingemann, M. Neumann, I. Srubar & K.-S. Rehberg (Hrsg.), Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1995, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 173–190.