Phenomenological Reviews

Book | Chapter

193601

Phänomenologie/Lebensphilosophie

Zu einem zentralen Kapitel im Streit um die Phänomenologie

Daniel Šuber

pp. 109-119

Abstract

In der aktuellen Theoriediskussion der Sozialwissenschaften trifft man regelmäßig auf Stellungnahmen, welche die ursprüngliche Form der Phänomenologie in grundlagentheoretischer Hinsicht für belanglos bzw. zu einem »toten Hund« (Reckwitz 2000: 645) erklären. Man beanstandet dabei in der Regel die ›subjektivistischen‹ und ›mentalistischen‹ Prämissen des phänomenologischen Ansatzes (ebd., 413, 646), die aus der Perspektive einer kulturwissenschaftlich gewendeten Soziologie als untragbar erscheinen. Seit jeher kreisen die Debatten um das sozialwissenschaftliche Fundierungspotential der Husserlschen Phänomenologie um die Frage, ob eine transzendentalphilosophisch begründete Theorie für die Grundlegung der Wirklichkeits-wissenschaften tauglich sei. Der im Folgenden zu rekonstruierende Streit um die Phänomenologie 1 dokumentiert unterschiedliche Anstrengungen, die Spannung zwischen Immanenz und Transzendenz, die in Husserls Formulierung der Phänomenologie angelegt war, auf andere Weise aufzulösen. In diesem Sinne formulierte bereits Eugen Fink: »Die Auseinanderhaltung des transzendentalen Bewusstseinsbegriffs und des weltlich-ontischen ist ein Kardinalpunkt in der Andeutung der phänomenologischen Idee der Philosophie« (1966: 174). An diesem »Kardinalpunkt« verspricht das Begegnenlassen der Phänomenologie mit der lebensphilosophisch orientierten Grundlegungstheorie Diltheys einigen Aufschluss zu liefern. Denn es waren die zwischen diesen beiden Denkschulen geführten Diskussionen, die um die angedeutete Problemstellung zentriert waren und Fragen in den Vordergrund rückten, die im Hinblick auf die Bewertung des sozialwissenschaftlichen Fundierungspotentials der Phänomenologie von Gewicht sind.

Publication details

Published in:

Pfadenhauer Michaela, Stegmaier Peter, Dreher Jochen (2008) Phänomenologie und Soziologie: theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 109-119

DOI: 10.1007/978-3-531-91037-6_9

Full citation:

Šuber Daniel (2008) Phänomenologie/Lebensphilosophie: Zu einem zentralen Kapitel im Streit um die Phänomenologie, In: Phänomenologie und Soziologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 109–119.